In der neuen Ausgabe des Rundbriefs der Sozialplattform thematisiert die Frauenberatung WOMAN anlässlich des Internationalen Frauentags das Armutsrisiko der beratenen Frauen an und weist darauf hin, inwiefern eine steigende Erwerbsbeteiligung diesem Risiko entgegenwirken kann.
ARMUT IST WEIBLICH
Der Internationale Weltfrauentag am 8. März ist ein bedeutender Jahrestag, der die sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Errungenschaften von Frauen würdigt. Ursprünglich als Plattform für die Forderung nach Gleichberechtigung und den Kampf gegen Diskriminierung konzipiert, hat sich dieser Tag zu einem Anlass entwickelt, um auf bestehende Herausforderungen hinzuweisen und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft zu stärken.
Wir als Frauenberatung WOMAN sprechen zu diesem Anlass das Armutsrisiko der von uns beratenen Frauen an und weisen darauf hin, in wie weit eine steigende Erwerbsbeteiligung wirksam dieser Gefährdung entgegenzuwirken vermag.
Arbeit und/oder Kinder?Österreich ist bei der Frauenbeschäftigungsquote eines der europäischen Schlusslichter. Betreuungspflichten, die zum Löwenanteil immer noch bei den Müttern liegen, sowie mangelnde leistbare außerfamiliäre Betreuungsangebote für Kinder sind vielfach Hinderungsgründe für die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt somit eine der größten Schwierigkeiten für Frauen dar. In Oberösterreich hat mehr als die Hälfte der Kinderbetreuungseinrichtungen weniger als acht Stunden offen, es gibt zu wenig freie Plätze und lange Wartezeiten – in der Stadt ist es etwas leichter als auf dem Land. Vollzeitarbeit wird Müttern damit fast verunmöglicht. Nicht verwunderlich, dass die Teilzeitquote von Frauen mit Kindern unter 15 Jahren 73,8 % (Männer 7,9%) beträgt. Je jünger und je größer die Anzahl der Kinder im gemeinsamen Haushalt ist, desto geringer ist Erwerbsbeteiligung von Frauen: in Haushalten mit drei und mehr Kindern gehen weniger als die Hälfte der Mütter einer Erwerbstätigkeit nach. Das kostet Frauen über ihr Erwerbsleben bis in die Pension ein Vermögen. Frauen müssen vielfach die Wahl zwischen Karriere und/oder Kinder treffen – beides ist selbst heute noch schwer unter einen Hut zu bringen.
Frauen, Armut und Pension
Eine Erwerbsbiographie, die von Kindererziehungszeiten und längeren Phasen von Teilzeitarbeit geprägt ist, vervielfacht das Risiko von Armut im Alter. Mehr als ein Viertel aller alleinstehenden Frauen lebt unter der festgesetzten Armutsschwelle von 1392 Euro (2022), was unter anderem der hohen Teilzeitquote geschuldet ist und generell schlechter bezahlten Jobs. Die höchste Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung verzeichnen Ein-Eltern-Haushalte (das sind vorwiegend alleinerziehende Frauen mit Kindern) mit einer Quote von 52 %. Die durchschnittliche Alterspension von Frauen beträgt 1 313 Euro – das sind um 41,1 % weniger als Männern erhalten. Personen, die eine niedrige Pension beziehen, kommen selbst mit der Ausgleichszulage (Zwei Drittel der Anträge stellen Frauen) auf lediglich 1.217,96 Euro für Alleinstehende (2024) – Das liegt immer noch unter der Armutsschwelle.
Informieren zahlt sich aus
Frauen, die sich rechtzeitig über die Zukunft (Pension) oder passende Arbeitsstellen und Ausbildungsmöglichkeiten informieren, verringern finanzielle Abhängigkeiten von staatlichen Hilfen und somit das Risiko für erhebliche materielle und soziale Deprivation.
Je früher sich Frauen der Gefahr der drohenden Altersarmut bewusstwerden, desto eher können sie handeln. Die Erwerbspartizipation von Frauen stellt nur ein wirksames Mittel dar, um Familien ein Einkommen über der Armutsgefährdungsschwelle zu ermöglichen und später eine lebenswerte Pension zu erhalten. Es zahlt sich aus sich rechtzeitig über Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren z.B.: die Kombilohnbeihilfe des AMS trägt dazu bei, Frauen bei einer Arbeitsstelle über 30 Wochenstunden finanziell zu unterstützen. Die Kinderbetreuungskosten können bis zu max. 3 Jahre Großteils vom AMS übernommen werden stellen Mütter vor Arbeitsaufnahme einen Antrag.
Eine flächendeckend schnell verfügbare, zeitlich flexible Kinderbetreuung ist ein wesentlicher Beitrag, Anzahl und Stundenausmaß von Frauen in der Arbeitswelt zu erhöhen. Eine stärkere Einbindung der Väter in die Kindererziehung sowie verbindliches Pensionssplitting kann ebenfalls einen finanziellen Ausgleich für Mütter schaffen. Flexible Arbeitszeitmodelle und verstärktes Home-Office sind ebenfalls sinnvolle Ansätze, die es leider noch viel zu selten – vor allem nicht im unteren Lohnsektor – gibt. Frauen haben zwar das Recht, über ihr Leben und ihre Berufstätigkeit zu bestimmen, aber nicht immer die Wahl.
VSG Frauenberatung WOMAN
WOMAN setzt sich aktiv für die Belange der Frau ein: Wir arbeiten an einer nachhaltigen Vermittlung oder dem Erhalt des Arbeitsplatzes sowie an dem Einstieg in weiterführende Bildungsmaßnahmen, der Existenzsicherung und Erweiterung der Handlungsfähigkeit. Wir unterstützen ressourcenorientiert unter Berücksichtigung von Sprachbarrieren, physischen oder psychischen Vorbelastungen und von im Ausland erworbenen Kenntnissen.
Unser Team blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Durchschnittlich 75% der Frauen finden im Anschluss an die Beratung bei WOMAN eine Arbeitsstelle oder ein passendes Weiterbildungsangebot. Projektträger der Frauenberatung ist der Verein für Sozial- und Gemeinwesenprojekte.
Kontakt:
Frauenberatung WOMAN
Martin-Luther-Platz 3
A-4020 Linz
T 0732.777375-50
woman@vsg.or.at
Öffnungszeiten: Mo-Do 8-14:30 Uhr und nach telefonischer Terminvereinbarung
Beitrag von: Jennefer Frosch – WOMAN
Artwork von: Cas Kava – VSG AusbildungsFit FACTORY
Quellen:
Statistik Austria
Kinderbetreuung ausbauen, Frauen in Jobs bringen!